Kaltwassertherapie: Ist dieser beliebte Gesundheits- und Fitnesstrend etwas für dich?
In der kalten und unberechenbaren Winterzeit, in der wegen der Lockdown-Maßnahmen mancherorts auch Fitness-Center wieder geschlossen werden mussten, haben viele ihr Training nach drinnen verlagert und gehen, wenn überhaupt, nur kurz zum Laufen oder für ein HIIT-Training in die Kälte raus. Andere wiederum, deren Zahl stetig zunimmt, locken gerade die eisigen Temperaturen nach draußen, denen sie offenbar etwas Positives für sich abgewinnen können – ein Trend, der sich Kaltwassertherapie nennt. In diesem Beitrag schauen wir uns an, warum Sportler, Gesundheits- und Fitnessfans und Hollywoodstars gleichermaßen für ihr körperlich-geistiges Wohlbefinden nicht mehr darauf verzichten wollen. Und wir befassen uns mit den verschiedenen Formen von Kaltwassertherapie, von Eisbaden, winterlichem Schwimmen im Fluss bis hin zu Kryotherapie und mehr – und die verschiedenen Möglichkeiten für dich, dein Gesundheits- und Fitnessprogramm sicher und maßvoll zu erweitern. Bereit für den kalten Sprung?
Was ist Kaltwassertherapie?
Der Begriff „Kaltwassertherapie“ besagt, dass der Körper niedrigen Temperaturen ausgesetzt wird, um deren heilsame Wirkung auf Körper und Seele, so der Grundgedanke, zu nutzen. Die Umsetzung kann vielerlei Formen annehmen. Zwar ist die Kaltwassertherapie schon seit Jahrhunderten bekannt (dem griechische Arzt Hippokrates wird zugeschrieben, er habe als Erster die gesundheitsfördernde Wirkung eines Kältebades erkannt), zunehmender Beliebtheit erfreut sie sich jedoch erst seit kurzem. Der vielleicht faszinierendste und bekannteste Vertreter ist der Niederländer Wim Hof. Viele kennen ihn als „The Iceman“. Seine Methode begeistert Tausende, die ihr Wohlbefinden mit einem ausgedehnten Bad in der Kälte steigern möchten.
Was sind die (möglichen) Vorteile einer Kaltwassertherapie?
Die Vorteile einer Kaltwassertherapie scheinen vielfältig zu sein, auch wenn so manche der gängigen Theorien unter Wissenschaftlern heiß debattiert wird. Unbestritten ist indes die entzündungshemmende Wirkung (schließlich haben wir alle haben schon mal einen Beutel Gefrorenes auf eine Prellung oder Zerrung gelegt). Weitere Effekte der Kaltwassertherapie sind u. a.:
- Bessere Durchblutung
- Beschleunigung des Heilprozesses
- Tieferer Schlaf
- Stärkung des Immunsystems
- Anregung des Stoffwechsels
- Energieschub
Viele verbessern damit auch ihr seelisch-geistiges Wohlbefinden und berichten, ihre Stimmung sei besser, ihr Wille stärker und dass sie sich im Alltag weniger gestresst fühlen würden.
Somit kann man etwas Unangenehmem durchaus etwas Angenehmes abgewinnen. Der Kontakt mit der Kälte löst bei uns einen Überlebensreflex, eine Kampf- oder Fluchtreaktion aus. Dies wiederum führt zur Ausschüttung von Botenstoffen, in erster Linie Noradrenalin und Adrenalin, die den Körper in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen, die Herzfrequenz steigern und das Energieniveau pushen (d. h. den Körper in den Überlebensmodus versetzen). Ebenso werden Endorphine ausgeschüttet, die gemeinhin als „Glückshormone“ gelten. Das erklärt das Glücksgefühl, das viele nach dem Verlassen der Kälte empfinden.
Nach Ansicht von Anhängern der Kaltwassertherapie wie Wim Hof ist es genau diese Reaktion, die Menschen verlernt hätten und neu angeregt werden müsse, wenn wir unser volles Potenzial wieder ausschöpfen wollen. Für ihn und viele andere gilt die Kaltwassertherapie als der geeignete Weg in diese Richtung. Doch nicht jeder ist überzeugt.
Welche verschiedenen Arten von Kaltwassertherapie gibt es?
Es gibt mehrere Möglichkeiten für dich herauszufinden, ob und wie Kaltwassertherapie das Richtige für dich ist. Im Folgenden greifen wir unsere Favoriten unter den aktuell gängigen Methoden heraus, von einfachen, die jeder leicht zuhause ausprobieren kann bis zu Abenteuern im Freien und teuren Behandlungen unter Einsatz von Technik.
Kalt duschen
Im Winter?! Ja, durchaus, auch wenn vielen allein schon bei der Vorstellung ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Dennoch ist eine kalte Dusche bestens geeignet, eine Kaltwassertherapie in den Alltag zu integrieren. Somit bleiben dir zumindest zum Einstieg Minusgrade erspart. Senke beim Duschen die Temperatur immer weiter und steigere allmählich die Dauer, die du unter der kalten Brause aushältst. Du wirst sehen: Regelmäßig angewendet, fällt dir das mit der Zeit immer leichter und du startest erfrischt und gestärkt in den Tag.
Eisbaden
Bestimmt hast du schon mal Profisportler gesehen, wie sie nach einem Spiel oder Training mit dem ganzen Körper in eine mit Eiswasser gefüllte Badewanne abtauchen. Ist natürlich total verrückt, wirkt aber Wunder, was die körperliche Regeneration angeht. Die Kälte senkt die Temperatur der verletzten Muskeln und verengt die Blutgefäße. Das wiederum mindert Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen. Dies ist die nächste Stufe nach der kalten Dusche. Wenn dir deine Ziele wichtig sind, solltest du es einmal versuchen.
Winterschwimmen
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass das Eintauchen in einen kalten See oder Fluss immer beliebter wird. Lockdowns und COVID-Maßnahmen schränken ein. Der Aufenthalt im kalten Wasser sorgt für ein Gefühl der Befreiung, man fühlt sich losgelöst. Darüber hinaus förderst du auf diese Weise deine Herzgesundheit und regst deinen Kreislauf an. Wir alle kennen das Gefühl, in kaltes Wasser zu springen. Der Puls schießt in die Höhe und wir atmen tiefer. In diesem Moment wird die Durchblutung gesteigert, um die lebenswichtigen Organe mit Blut zu versorgen, was vom Herzen eine höhere Leistung abverlangt. Eine regelmäßige Stimulation der Durchblutung, wie durch eine solche Übung, fördert einen gesunden Kreislauf, was letztlich der Herzgesundheit zugutekommt.
Run-Dip-Run
Ein Run-Dip-Run ist ganz einfach: Du läufst zu einem eiskalten See, spingst für ein paar Minuten hinein und läufst wieder nach Hause! Fehlt dir die Motivation zum Training? Dann sorgt ein Run-Dip-Run mit Sicherheit für Abwechslung in deiner Trainingsroutine. Schließlich kann die Erkundung der Natur ein reizvolles Abenteuer sein und deine Leidenschaft neu entfachen. Wer weiß? Vielleicht knackst du sogar deine bisherige Bestleistung auf dem Weg zurück und belohnst dich mit einer wohlverdienten Tasse Tee und einer warmen (ja, richtig, warmen) Dusche.
Kryotherapie
Keine Kaltwassertherapie im wortwörtlichen Sinn ist die Kryotherapie (übersetzt „Kältetherapie“) eine Technik, bei der dem Körper extrem kalte Luft zugeführt wird. Die Behandlung kann örtlich oder auch am ganzen Körper erfolgen. Bei der Ganzkörperbehandlung stehen die Patienten in einer geschlossenen Kryotherapiekammer, in der die Temperatur für 2 bis 4 Minuten auf einen Bereich zwischen -130° C und -180° C fällt. Die Kryotherapie dient der Behandlung von Verletzungen, Stimmungsstörungen, Migräne und Schmerzen bei Arthrose. Es wird sogar angenommen, dass sie bei der Behandlung von Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen hilfreich sein könnte.
Ist die Kaltwassertherapie gefährlich?
Wer sich dauerhaft oder übermäßig extrem kalten Temperaturen aussetzt, für den ist die Kaltwassertherapie tatsächlich gefährlich. Natürlich besteht immer die Gefahr einer Unterkühlung (sprich: Der Körper verliert seine Wärme schneller, als er sie produzieren kann), wenn man zu lange im Eisbad bleibt. Und in Kombination mit sportlichen Aktivitäten wie beim Run-Dip-Run kann die Verletzungsgefahr höher sein, da solche Aktivitäten warme und lockere Muskeln brauchen. Deswegen sollte dem kalten Bad immer eine Aufwärmrunde folgen. Und nicht das Handtuch und Wechselwäsche vergessen. Anfänger nehmen am besten einen (erfahrenen) Freund mit, dann kann jeder auf den anderen achten. Was die Kryotherapie angeht, können nach einer Behandlung ein Kribbeln und Hautreizungen auftreten, was in der Regel schnell wieder abklingt. Sollten die Symptome länger als 24 Stunden anhalten, ist ein Arzt zu konsultieren.
Fazit
Bislang wurden Eisbäder und Kryotherapie ausschließlich zur Regeneration und Erholung bei Profisportlern eingesetzt. Doch inzwischen hat auch die Allgemeinheit diese Methoden für sich entdeckt. Der gesundheitliche Nutzen der Kaltwassertherapie mag durch einige Fallberichte untermauert sein, die empirische Forschung dazu steht allerdings noch ganz am Anfang. Was allerdings nicht bedeutet, dass du diese Methoden nicht auch mal für dich selbst testen kannst. Wir raten zu einem langsamen Einstieg in die Kaltwassertherapie und die Dauer der Kälteexposition schrittweise zu steigern. So macht es dann auch Spaß. Am Anfang ist der Kälteschock für den Körper sicher gewöhnungsbedürftig, doch das legt sich mit der Zeit. Die Hoffnung ist natürlich, dass du deinen Gesundheits- und Fitnesszielen damit näher kommst und der winterlichen Trübnis etwas entgegensetzen kannst.